Diego Ortiz, der große spanische Gambenmeister der Spätrenaissance, war auch ein großer Improvisator. Seinen Notationen im berühmten „tratado de glosas“ aus dem Jahr 1553 verdanken wir es, noch heute – knapp fünf Jahrhunderte später – erleben zu können, wie Mitte des 16. Jahrhunderts eine Improvisation über eine Harmoniefolge wie den damals berühmten „passamezzo antico“ klang.

Wie Diego Ortiz, so ist auch Christian Elin ein instrumentaler „singer-songwriter“, also Komponist, Improvisator und Virtuose in Personalunion. Die beiden verbindet darüber hinaus ihre Liebe zu rhythmischer, grooviger Musik und zu harmonischen Modellen, über die mit großer Leidenschaft improvisiert wird. All diesen verblüffenden Verbindungslinien spürt Gambelin im Programm „all improvviso“ mit großer Spielfreude nach.

In der Komposition „Der Zauber des Geruchs von Holz“, die die Gerüche der Hölzer von Bassklarinette und Viola da Gamba in Töne verzaubert, bezieht sich der im Zweitberuf leidenschaftliche Schreiner Christian Elin auf die Musik Claudio Monteverdis’, dessen „Sinfonia“ ebenfalls im Programm erklingt. In beiden Werken ist ein einzigartiges Instrument der Renaissancezeit zu hören: die 13-saitige Lira da Gamba, auch Lirone genannt. In den ersten Opern der Musikgeschichte wurde sie zur Begleitung der Sänger verwendet – in „all’improvviso“ zur Begleitung der Bassklarinette.

Ein weiterer Hauptdarsteller in „all’improvviso“ ist Sieur de Sainte Colombe, der große französische Gambenmeister der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Vermutlich war er es, der der Viola da Gamba die berühmte siebente Saite, das tiefe A, hinzugefügt hat. Es erklingen seine „Couplets“ aus der Sammlung „Concerts à deux violes ésgales”.